Eine Million Stimmen
von Henrik Beha Pedersen,
Gründer von Plastic Change
Zusammen mit dem sagenumwobenen dänischen Abenteurerduo Emil und Theis segelte ich mit dem Schlauchboot entgegen der Küste von Tanjung Pinang, der Hauptstadt der Insel Bitang in Thailand, südlich von Singapur. Der Geruch von verbranntem Plastik lag in der Luft, und vor uns erstreckte sich ein meterweiter Streifen aus Plastikabfällen, der die Barriere zwischen dem Meer und der Küste bildete. Keine Strandkante, nichts als eine Masse aus Plastik, die sich zwischen den Pfählen der im Wasser errichteten Häuser verkeilte, die wir besuchen wollten. Zwei Generationen sahen gemeinsam einer der größten globalen Herausforderungen in die Augen; die Verschmutzung unseres schönen Meeres, unserer fantastischen Meeresnatur - durch Plastik.
Der Ernst der Situation war klar, und die Stimmung war betrübt. Aus einem der Häuser trat ein breit lächelnder Mann, der eine Plastiktüte ins Meer leerte, woraufhin er die Türe in das trübe, farblose Wasser warf. Ein bizarres Beispiel der Herausforderung, die diese Einwegkultur bildet. Wie soll es uns jemals gelingen ein derartig großes Problem zu lösen, während die Plastikproduktion sich bis 2050 vervierfacht, und wir dann nicht einen, aber vier Lastwagen voller Plastik in die Meere leiten - jede Minute.
Wir diskutierten, was wohl schlimmer ist: das Verbrennen von Plastik in kleinen Lagerfeuern, oder das Plastik im Meer. Pest oder Cholera. Wenn wir Plastik bei niedrigen Temperaturen ohne Rauchgasreinigung verbrennen, verbreiten wir damit eine Vielzahl schwer abbaubarer Chemikalien, die wir bereits in Muttermilch auffinden und während der Schwangerschaft von Mutter zu Kind übertragen werden. Wenn wir Plastik ins Meer werfen, bleibt es in Meeresschildkröten, Walen und Meeresvögeln stecken, oder wird zu Mikroplastik abgebaut, das sich dann in verschiedenen Nahrungsketten ansammelt. Hier sitzen wir nun selbst, am Ende der Nahrungskette, und verzehren Plastik, wenn wir beispielsweise filtrierende Muscheln essen. Wofür sollen wir uns entscheiden? Die Antwort ist - für keines von beiden. Wir müssen uns nicht zwischen Pest und Cholera entscheiden. Wir müssen einen ganz anderen Weg einschlagen. Einen Weg voller positiver Geschichten über eine neue grüne, kreislauforientierte Wirtschaft. Wir müssen unsere Einwegkultur in eine durchdachte, nachhaltige, grüne Kultur umwandeln, in der alle Rohstoffe wiederverwendet werden - und das können wir. Wir haben das Problem erschaffen, und wenn wir einen Roboter auf den Mars bringen können, dann können wir auch unsere Produkte überdenken, sodass sie alle in einer zukünftigen globalen Kreislaufwirtschaft wiederverwendet werden können.
Im Schlauchboot sagte ich zu Emil und Theis, dass es ihre Herausforderung sei, die Herausforderung der neuen Generation, die Kultur, die wir um Plastik geschaffen haben, zu ändern. Ich habe meine Perspektive beschrieben, dass in der Lösung dieses Problems eine Menge grüne Jobs für die Jugend der Zukunft liegen. Daran halte ich fest, aber ihr seid nicht allein, und wir sind viele aus verschiedenen Generationen, die an eurer Seite dafür kämpfen die herrschende Kultur zu verändern, sodass wir wieder den Strand unterhalb des Plastikmülls bei Tanjung Pinang besuchen können. Es ist weniger als sieben Jahre her, dass ich die Organisation Plastic Change gegründet habe. Damals war Mikroplastik ein unbekannter Begriff, und viele dachten, dass es im Meer landfeste Inseln aus Plastik gäbe.
“Wenn es gelingt, können Emil und Theis in einigen Jahren mit ihren Kindern dem Strand entgegensegeln, und die Geschichte darüber erzählen, wie sie dazu beigetragen haben, den Menschen das stetig wachsende Problem der Plastikverschmutzung unserer Meere ins Bewusstsein zu rufen.”
Seitdem ist viel Wasser - und Plastik - durchs Meer geflossen. Heutzutage sprechen Schüler der Mittelstufe mit Leichtigkeit über den Abbau von Plastik, seine gefährlichen Eigenschaften und dass es in die Nahrungskette gelangt. Mama und Papa diskutieren am Küchentresen Mülltrennung, und eine Vielzahl grüner Geschäftsmodelle entstehen, um zu lösen, was alle nun als die Plastikkrise kennen. Dies ist ein riesiger Durchbruch für eine Umweltagenda, die gekommen ist, um zu bleiben - und dazu haben die Programme rund um Havana beigetragen.
Der Besuch in Tanjung Pinang wurde geteilt und von Hunderttausenden gesehen.
Hierdurch haben Emil und Theis, Cousin Mikkel, Marian und Alfred, das ganze Team, dazu beigetragen, einen Plan voranzutreiben. Dazu beigetragen, dass es nun eine Million Stimmen gibt, die einen Richtungswechsel fordern. Ein dänischer TV-Clip, ein T-Shirt, Geschichten, die uns alle darauf aufmerksam machen, dass wir in eine andere Richtung müssen, dass wir Kurs in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft setzen müssen.
Wenn es gelingt, können Emil und Theis in einigen Jahren mit ihren Kindern am Strand anlegen und die Geschichte erzählen, wie sie dazu beigetragen haben, das wachsende Problem der Plastikverschmutzung unserer Meere zu beleuchten. Die Geschichte, wie wir gemeinsam einen neuen Kurs gesetzt haben, bei dem Ressourcen niemals Einweg sein dürfen, und wir den Ozean vor der entsetzlichen Verschmutzung gerettet haben.
- Henrik Beha Pedersen, Gründer von Plastic Change
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